
Rückschau
Nationalpark, Welterbe & Rehberger Grabenhaus-Diplom
Öffentliche Wanderung auf den Spuren von Goethe & Co. mit dem Harzklub ZV Goslar e.V. in Kooperation mit dem Nationalpark Harz durch das Andreasberger Bergbau-Revier

Bei der letzten öffentlichen Wanderung dieses Jahres ging es am vergangenen Sonntag gleichermaßen durch die Kernzone des Nationalparks ,wie auch durch das UNESCO Welterbe „Oberharzer Wasserwirtschaft“.
Bei wunderschönem Herbstwetter starteten sieben Teilnehmer*innen vom Oderteich ins Nationalpark-Revier Bruchberg auf eine Reise durch rund 500 Jahre Montangeschichte im Andreasberger Bergbaurevier mit seiner heute bekanntesten und mit 810 m Endteufe einst tiefsten Grube der Welt: Der Grube Samson.
Die Bergbauhistorie hat bis heute spürbare und sichtbare Spuren in den Lebensräumen des Nationalparks hinterlassen, wobei der Spagat gelingt, die Oberharzer Wasserwirtschaft als bedeutendstes vorindustrielles Energieversorgungssystem zu erhalten und gleichzeitig den natürlichen Prozessen auf dem Weg zurück zur Waldwildnis die Regie zu überlassen.
Bei milden Temperaturen ging es am Rehberger Graben, über den einst die Wasserversorgung der Erzgruben im Andreasberger Revier sichergestellt wurde, entlang – auf den Spuren von Goethe, der im September 1783 mit seinem Freund Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra den selben Weg zur Blockhalde an den Hohen Klippen nahm. Jenes Blockhalden-Geotop, welches heute gemeinhin als „Goethe-Wand“ bekannt ist. Die Blicke durften hinab ins Odertal aber auch auf die gegenüberliegende Talseite zur Hahnenklee-Klippe mit ihren Blockhalden schweifen, während der Geruch von vergehendem Herbstlaub in der Luft lag. Nachdem die Geschichte um die geognostischen Irrtümer des Dichterfürsten und seine Versuche, die naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten von Mineralien und Gesteinen zu durchdringen, erzählt war, ging es zur Rast ins Rehberger Grabenhaus.
Am einstigen Dienstsitz des Graben-Steigers gab es zur Stärkung nicht nur Pilz-Ragout sowie vorzüglichen Schmand-Mohnkuchen und Eierschecke, sondern zwei Wanderer*innen legten mit ihrem frisch erworbenen Wissen über den Andreasberger Bergau das Grabenhaus-Diplom ab und dürfen sich seither mit dem Titel „Ehren-Grabensteiger“ schmücken.
Nach der wohlverdienten Pause begrüßte uns draußen die Herbstsonne. Während wir danach entlang des Sonnenberger Grabens langsam den Rehberg erklommen, röhrte ein liebestoller Hirsch aus dem Siebertal herüber. Vom Planweg eröffnete sich das Höhen-Panorama über die Jordanshöhe gen Ravensberg bei Sachsa und vom Wurmberg über die Achtermannshöhe zum Brocken bis hin zum Torfhause.
Gleichfalls sind Reh- und Sonnenberg sowie das Odertal nach wie vor ein Hotspot, an dem der Waldwandel inmitten von stehendem und liegendem Fichten-Totholz unübersehbar und eindrucksvoll zu erleben ist. Die Fichten-Monokulturen als Erbe des Oberharzer Bergbaus sind großflächig abgestorben. „Tot“ sind sie mitnichten, denn der Wald selbst erlebt in dieser Phase des Zusammenbruchs gleichsam den Beginn einer neuen vitalen und strukturreichen Waldgeneration, bei der die Natur die Regie übernehmen darf.
Das Jahr mit dem Harzklub Goslar neigt sich für mich als Wanderführer nun dem Ende entgegen. Erste Ideen für öffentliche Touren mit dem Harzklub im Nationalpark Harz sowie darüber hinaus existieren bereits. Ihr dürft gespannt sein. Sobald es diesbezüglich konkret wird, wird es weitere Informationen geben.